Tacsonien & Hochlandarten


Einen besonderen Reiz stellen die Passionsblumen der Supersektion Tacsonia (Untergattung Passiflora) dar. Ihre außergewöhnlichen Blüten sind gänzlich anders, als bei allen anderen Passionsblumen. Nicht nur ihre sehr lange Blütenröhre und die normalerweise kaum vorhandene Corona sind ein Alleinstellungsmerkmal, nein auch was die Größe der Blüten angeht, sind viel Tacsonien wahre Meister ihrer Klasse. Passiflora insignes sprengt mit 18 cm Durchmesser sämtliche Rekorde. Hinzu kommt auch noch, dass einige Arten unwahrscheinlich tiefrote, knallpinke und sogar orange Blüten haben, deren Farben man bei anderen Arten vergeblich sucht. Als wäre das nicht genug, sind bei vielen Arten auch die Früchte ansprechend groß und schmackhaft.



P. tarminiana auf Madeira. Gut zu erkennen ist die lange Blütenröhre. Diese haben die Pflanzen ausgebildet, da sie am Naturstandort durch Kolibris bestäubt werden.

So schön ihr Erscheinungsbild auch ist, so schwierig ist es doch den Pflanzen die erforderlichen Bedingungen zu bieten die sie für einen guten Wuchs und reichliche Blütenbildung benötigen. Tacsonien sind allesamt Hochlandarten der Anden aus den tropischen Breiten Südamerikas. Sie wachsen dort in Höhen zwischen 1800 bis 4000 m und trotzdem damit stellenweise sehr rauchen Wetter- und Temperaturbedingungen und -schwankungen, bei gleichzeitig hoher Sonneneinstrahlung. Genau diese Kombination ist es auch, was die Pflanzen in der Kultur so kompliziert macht.

Tacsonien benötigen viel direkte Sonne bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit, um zufriedenstellend wachsen zu können. Ohne Sonne ist nicht mit Blüten zu rechnen. Leider vertragen fast alle Arten dauerhaft keine Temperaturen oberhalb von 30° C. Für manche empfindlicheren Sorten ist sogar schon ab 25° C eine kritische Marke erreicht. Eine sommerliche Schattierung und Abkühlung ist also ein unbedingtes Muss bei der Kultur von Tacsonien. Zu den Arten, die besonders schwer zu kultivieren sind, zählen P. antioquiensis und P. parritae.

Es empfiehlt sich die Pflanzen auf Balkon oder Terrasse im Sommer bei halbschattiger Lage zu halten. Im Hochsommer ist zwar auch dann nicht mit Blüten zu rechnen, doch entwickeln sich dann für gewöhnlich nach der Sommerhitzeperiode die ersten Blüten. Diese erfreuen dann meist bis zum Einräumen im Herbst. Wer einen Garten mit großen Bäumen sein Eigen nennt, kann die Pflanzen im Sommer auch unter den Bäumen kultivieren. Das Laub der Bäume bietet eine ideale Mixtur aus direkter Sonne und Schatten.

Eine weitere Möglichkeit für Schutz vor Hitze bei direkter Sonneneinstrahlung zu bieten, ist Gartenvlies. Dieses wird je nach Dicke ein- bis zweilagig um die Pflanzen gewickelt, damit sie zwar Sonne abbekommen, aber dennoch leicht geschützt sind. Wird es über 30° C warm, wird das Vlies mit einem feinen Sprühnebel durchnässt. Dies kühlt die Pflanzen einmal direkt und des Weiteren unterstützt die Verdunstungskälte. Es empfiehlt sich diese Methode vor allem nach Sonnenuntergang anzuwenden, wenn die nächtliche Abkühlung nicht mehr unter 15° C fällt. Denn es ist ebenso wichtig, dass Tacsonien eine nächtliche Abkühlung auf min. 15° C erhalten. Perfektioniert wird dieses System durch eine automatische Tropf- oder Sprühbewässerungsanlage, die die Pflanzen gleichmäßig kühlen kann.

Tacsonien sind es vom Naturstandort her gewöhnt, dass die nächtlichen Temperaturen auch gerne mal um den Gefrierpunkt liegen. Sie können daher ohne Probleme Temperaturen bis 1/2° C ab - vorausgesetzt, am nächsten Tag steigt die Temperatur wieder auf über 20° C. Bei einigen Arten ist auch kurzzeitiger nächtlicher Frost kein Problem. Die Überwinterung der Tacsonien sollte aber bei ca. 10° C und so hell wie möglich erfolgen.

Vorteilhaft ist auch als Pflanzgefäß Ton, Terrakotta oder Steinzeug zu verwenden, damit der Topf nicht zu stark erhitzt wird. Kunststoff ist ungeeignet. Zusätzlich kann man Gießwasser kühl aufbewahren und an heißen Tagen damit die Pflanzen gießen, um zusätzlich zu Kühlen.
Als letzter Punkt zur Pflege sei erwähnt, dass Tacsonien ausgesprochen starkwachsige Pflanzen sind, die nur an den meterlangen Trieben blühen. Für die Zimmerkultur sind sie also denkbar ungeeignet.