Systematik
Die Gattung Passiflora gehört zu der Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae) zu der u.a. auch die Gattung Adenia gehört.
Die Gattung Passiflora kann aber noch weiter aufgeteilt werden. Das ist besonders für die Hybridisierung wichtig, da die Faustregel gilt "Je verwandter, desto kompatibler". Die neuste Klassifikation nach Christian Feuillet und John M. MacDougal teilt die Passionsblumen in vier Untergattungen (lat. subgenus) ein. Nämlich in die Untergattungen Passiflora, Astrophea, Deidamioides und Decaloba.
Die Untergattung Passiflora ist wohl die bekannteste, da sie wohl die zahlreich am stärksten vertretene Untergattung in der Kultur ist. Die meisten Passionsblumenarten gehören zu dieser Untergattung; über 240 Arten (Stand 2003). Berühmte Vertreter sind Passiflora caerulea (P. caerulea, der Gattungsname wird abgekürzt, wenn klar ist, worüber gesprochen wird) und P. edulis sowie Hybriden wie P. x violaceae und P. 'Marijke'. Die Pflanzen dieser Untergattung zeichnen sich meistens durch große Blüten mit großen Strahlenkränzen aus. Passiflora 'Grandioso' hat - wohlmöglich als Rekordhalter - Blüten von bis zu 19cm Durchmesser. Alle Pflanzen dieser Untergattung sind Kletterpflanzen.
Untergattungen werden weiter in Supersektionen (lat. supersection), die in Sektionen (lat. section) aufgegliedert werden, aufgeteilt.
Ich werde auf ausgewählte Supersektionen und Sektionen eingehen, empfehle für mehr Informationen das Papier von Christian Feuillet und John M. MacDougal, sowie den Link am Ende des Beitrags und die dort gefundene Darstellung.
Supersektionen der Untergattung Passiflora wären z.B. die Tacsonien (lat. Tacsonia), die supersect. Passiflora, Laurifolia, Stipulata und Coccinea.
Die zweit größte Untergattung mit über 215 beschriebenen Arten (Stand 2003) ist der Subgenus Decaloba. Diese Untergattung zeichnet sich mit - im Vergleich zur Untergattung Passiflora - kleineren Blüten aus; nicht größer als 5cm im Durchmesser. Die Strahlenkränze aber sind im Verhältnis zur Blütengröße gleichgroß. Manche Arten dieser Untergattung haben behaarte Blätter und Triebe und die meisten Decaloba zeichnen sich durch skurrile Blattformen und manchmal auch besonderen Blattzeichnungen aus.
Supersektionen der Untergattung Decaloba wären z.B. Cieca, Bryonioides und supersec. Decaloba.
Die kleinste Untergattung mit 11 Arten (Stand 2003) ist die Untergattung Deidamioides. Diese Untergattung beinhaltet viele ausgefallene Arten, wie die zweihäusige (d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen mit Blüten des einen Geschlechts. Die meisten Passionsblumen sind zwittrig und besitzen beide Geschlechter in einer Blüte bei jeder Pflanze) Art P. tetrandra. Passiflora contracta hat vier statt gewöhnlich drei Narben (weibliches Fortpflanzungsorgan), die zygomorph (nur eine Symmetriebene besitzend d.h. die Narben der P. contracta sind zur einer Seite gekippt und nicht kreisrund ausgerichtet) - für die Bestäubung durch Fledermäuse - ausgerichtet sind. Passiflora ovalis besitzt einen ähnlich Blüteaufbau, bildet interessanter Weise zu Haftscheiben umgebildete Ranken aus.
Passiflora arbelaezii ist eine Pflanze mit sehr zierlichen Habitus (Aussehen der ganzen Pflanze). P. cirrhiflora und P. discophora bilden relativ große Blüten in der - bei den Passionsblumen seltenen - Farbe Gelb aus.
Eine weitere Untergattung ist die Untergattung Astrophea. Diese Untergattung beinhaltet Pflanzen, die nicht nur als Kletterpflanzen, sondern auch als Lianen und ganze Bäume wachsen. Passiflora arborea wird an ihrem Naturstandort ein mehrerer Meter hoher Baum mit wunderschönen weißen Blüten und gelben Strahlenkranz. Auch knalliges Orange (P. rusbyi) und Pink (P. amoena) sind als Blütenfarbe vertreten. Es ist nicht verwunderlich, dass viele Hobbyisten solche Pflanzen gerne ihr Eigen nennen wollen würden, aber nur die Hardcore-Hobbyisten unter den Hardcore-Hobbyisten schaffen es mit Mühe diese am Leben zu halten. Auch botanische Gärten haben es mit denen nicht einfach. Der botanische Garten Kew hat einige Astropheas. Ein Besuch bei denen und in den Niederlanden im Passiflorahoeve (mit leider nur wenigen Arten der Astropheas) ist für Astropheabegeisterte zu empfehlen.
Die in der Kultur mit Abstand einfachste und manchmal sogar in den Verkauf kommende Astrophea ist die kletternde P. pittieri. Gute Literatur zu dieser Untergattung ist die Arbeit von Rebecca Hilgenhof.